Zum Tag der Milch: Landwirt übt deutliche Kritik
Veröffentlicht: Samstag, 01.06.2024 10:40
Zum internationalen Tag der Milch hat der Westäflisch-Lippische Landwirtschaftsverband Bilanz gezogen: Die Branche stehe vor großen Herausforderungen. Das betrifft auch viele Landwirte im Kreis Soest.
Positives Fazit: Milchpreise haben sich stabilisiert
Der 1. Juni ist traditionell internationaler Tag der Milch. Für die Milchbäuerinnen und -bauern im Kreis Soest hat sich Situation in den letzten Monaten wieder verbessert: Nachdem die Preise am Milchmarkt im letzten Jahr deutlich gesunken seien, hätten sie sich seit dem Jahresbeginn wieder weitgehend stabilisiert, heißt es vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Landwirtinnen und Landwirte erhalten im bundesweiten Durchschnitt aktuell rund 44 Cent/kg Milch, damit liegt der Erzeugerpreis auf dem Vorjahresniveau.
Landwirt kritisiert: zu viel Bürokratie, zu wenig Planungssicherheit
Ein großes Problem für die Branche sei aber nach wie vor der Strukturwandel, betont der WLV. Das bedeutet: Es gibt immer weniger, aber dafür größere Betriebe. Eine weitere Herausforderung sei die Bürokratie. Durch viele Auflagen und hohe Anforderungen würde auf den Betrieben kaum investiert, so der Verband. Der WLV fordert "weniger praxisfremde Auflagen" für die Milchwirtschaft.
Im Kreis Soest arbeiten 135 Landwirtinnen und Landwirte in der Milchwirtschaft. Einer von ihnen ist Darius Oevel: Er betreibt einen Milchviehbetrieb mit 140 Milchkühen. Sorgen machen ihm aktuell vor allem die politischen Rahmenbedingungen:
"Wenn ich einen neuen Stall baue, dann plane ich den ja nicht nur für fünf Jahre. Sondern für die Dauer. Wenn ich dann den Stall nach Tierwohl-Standards baue oder vielleicht sogar etwas darüber, dann kann es durchaus sein, dass in fünf Jahren eine neue Regierung kommt und die sagt: Ne, wir brauchen jetzt noch mehr Platz pro Tier. Oder: Ihr müsst dieses und jenes noch beachten. Diese fehlende Planungssicherheit ist ein großes Problem."
Dazu erschweren hohe bürokratische Auflagen seinen Arbeitsalltag, sagt Oevel:
"Für die Molkereien muss ich beispielsweise nachweisen, dass ich einen Vertrag mit einem Tierarzt habe. Dieser Nachweis muss alle sechs Monate erneuert werden, das ist zeitlich sehr aufwändig."
Hinzu komme, dass sich ständig neue bürokratische Auflagen ergäben. Der Landwirt blickt aber auch positiv in die Zukunft: Die aktuellen preislichen Entwicklungen am Milchmarkt seien gut. Aber das sei nur eine Momentaufnahme und könne sich ständig ändern. So wie das Wetter, das den Landwirtinnen und Landwirten im Kreis Soest im Moment ebenfalls zu schaffen macht.
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