Erste Gaza-Geiseln zurück in Israel - Waffenruhe begonnen

Nahostkonflikt - Israelische Geiseln
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Gaza-Krieg

Tel Aviv/Gaza (dpa) - Im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung sind die ersten drei Geiseln von der Hamas freigelassen worden und nach mehr als 15 Monaten nach Israel zurückgekehrt. Es handelt sich bei ihnen um die Zivilistinnen Romi Gonen (24), Emily Damari (28) und Doron Steinbrecher (31), die im Gazastreifen Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben wurden. Die drei seien nach Angaben des Roten Kreuzes in guter körperlicher Verfassung, berichtete die israelische Nachrichtenseite ynet. 

Die Frauen wurden dann vom israelischen Militär nach Israel gebracht. Dort sollten sie von ihren Müttern in Empfang genommen und ärztlich untersucht werden. Per Hubschrauber sollen sie schließlich in eine Klinik bei Tel Aviv übergeführt werden und dort weitere Angehörige treffen.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die drei Frauen in Gaza in einem Fahrzeug von einer großen Menge umringt wurden. Bewaffnete Hamas-Mitglieder begleiteten sie und drängten die Menschen zurück. Die Geiseln stiegen aus dem Fahrzeug aus und wurden dann an die IKRK-Vertreter übergeben.

Terroristen hatten die Frauen während des Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt und seitdem im Gazastreifen festgehalten. Für die drei Frauen sollen später rund 90 palästinensische Häftlinge - vor allem Frauen und Minderjährige - aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.

Romi Gonen war vom Nova-Musikfestival nahe der Grenze zum Gazastreifen entführt und dabei verletzt worden. Der Vater der 24-Jährigen sagte der Nachrichtenseite ynet vor der Freilassung, die Familie habe mehr als 11.000 Stunden auf diesen Moment gewartet. 

Die beiden anderen Frauen wurden aus ihren Häusern im Kibbuz Kfar Aza entführt. Emily Damari hat neben der israelischen auch die britische Staatsbürgerschaft. Doron Steinbrecher besitzt zusätzlich die rumänische Staatsangehörigkeit.

Freudenfeiern von Angehörigen der freigelassenen Geiseln

Freunde und Angehörige reagierten mit Freudenfeiern auf die Freilassung der Geiseln. Auf dem «Platz der Geiseln» klatschten und jubelten zahlreiche Menschen, nachdem die Freilassung der jungen Frauen bestätigt worden war. Tausende von Menschen drängten sich auf dem Platz im Zentrum von Tel Aviv. 

Noch 94 israelische Geiseln im Gazastreifen

Im Gazastreifen werden nun noch 94 aus Israel Verschleppte festgehalten. In den kommenden sechs Wochen, der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens, sollen noch 30 weitere Geiseln freigelassen werden. In einer Woche sollen zunächst weitere vier Entführte freikommen. Im Gegenzug war vereinbart worden, dass Israel für die insgesamt 33 Geiseln 1.904 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlässt. 

Scholz nach Freilassung: Tag der Freude

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fordert nach der Freilassung der ersten drei Geiseln der Hamas im Rahmen der Waffenruhe weitere Freilassungen. «Heute ist ein Tag der Freude: Endlich sind weitere Geiseln der Hamas freigekommen und wieder mit ihren Familien vereint», schrieb Scholz auf der Plattform X. Diesem ersten Schritt müssten weitere Folgen. «Alle Geiseln müssen freikommen und es muss rasch mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangen.»

Weitere Schritte geplant

Zuvor war am Vormittag im Gaza-Krieg eine vorübergehende Waffenruhe in Kraft getreten. In den nächsten Wochen wollen Hamas und Israel über weitere Schritte verhandeln. Ziel ist der vollständige Rückzug des israelischen Militärs aus Gaza und die Freilassung der letzten Geiseln. Sollte keine Einigung erzielt werden, könnten die Kämpfe weitergehen. 

Der Gaza-Krieg war nach dem Überfall der Hamas und anderer terroristischer Gruppen auf Israel im Oktober 2023 mit rund 1200 Toten ausgebrochen. Große Teile des von den Palästinensern bewohnten Gazastreifens liegen in Schutt und Asche. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen mehr als 46.900 Menschen ums Leben. Wie viele davon Zivilisten und wie viele Kämpfer sind, sagt sie nicht.

IKRK: Menschen brauchen noch lange Hilfe

Das IKRK mahnte, den jetzigen politischen Impuls fortzuführen. Das Abkommen sei ein wichtiger Schritt, aber damit sei es nicht getan, sagte die IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric jüngst. «Den unermesslichen humanitären Bedürfnissen muss nachgekommen werden und das wird Monate, wenn nicht gar Jahre in Anspruch nehmen.» Die Organisation sei jedenfalls auf eine Ausweitung der humanitären Hilfe vorbereitet, so Spoljaric.

Im Zuge einer Waffenruhe Ende November 2023 hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel damals 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen.

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Nahostkonflikt - Jerusalem
Einrichtung zur Aufnahme der weiblichen Geiseln am Rande des Gazastreifens. © ---/IDF/XinHua/dpa
Einrichtung zur Aufnahme der weiblichen Geiseln am Rande des Gazastreifens.
© ---/IDF/XinHua/dpa
Nahostkonflikt - Tel Aviv
Menschen auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv. © Maya Alleruzzo/AP/dpa
Menschen auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv.
© Maya Alleruzzo/AP/dpa
Nahostkonflikt - Tel Aviv
Frau reagiert am ersten Tag der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. © Maya Alleruzzo/AP/dpa
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© Maya Alleruzzo/AP/dpa

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